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Familienbetrieb vs. Industriebetrieb

  • Lesedauer: 5 Minuten
  • Erstellt am: 06.05.2024
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Wirtschaftsunternehmen werden in verschiedene Kategorien und Größen eingeteilt. Beginnend mit den EPU „Einzel Person Unternehmen“ den KMU „Klein- und Mittel Unternehmen“ bis hin zu „Industrie Unternehmen“. Zu dieser Einteilung kommt noch die Zuordnung, ob es sich um Familienunternehmen oder ob es sich um Aktiengesellschaften, Genossenschaften oder um Kapitalgesellschaften handelt. Jede dieser Unternehmensformen hat ihre Stärken und Schwächen, ihre Besonderheiten und Berechtigung. Zu erwähnen ist auch, dass Industrieunternehmen und Konzerne auch in Familienbesitz sein können und als Familienunternehmen geführt werden können. In solchen Fällen gilt es aber, die grundsätzliche Eigenheit von Industrieorganisationen auch Familienkonzernen zuzuschreiben.

1. Industriebetriebe

Industriebetriebe zeichnen sich dadurch aus, dass sie aufgrund der Größe stark und stabil sind. Veränderungen sind langfristig und nachhaltig geplant. Die Entscheidungsprozesse sind komplex und bedürfen tiefgründige Analysen und beruhen auf belastbaren Daten und Fakten. Eine der großen Herausforderungen in der Führung von Industriebetrieben liegt in der Führung des Middle-Management. Das Middle-Management wie z.B. die Modulmanager, Bereichsleiter, Vertriebsleiter, Einkauf, Recruiting etc. sind für die Organisation und die Konzernführung von elementarer Bedeutung. Im Middle-Management handelt es sich um Menschen, die für das Top Management i.d.R. nicht geeignet sind, die aber Mitarbeiter führen und die die vorgegebenen Ziele in die Breite des Unternehmens tragen und umsetzen müssen. Middle- Management ist somit wie ein Filter zu betrachten, die für Informationen von der Basis nach oben ins Top Management wie auch die Pflege der Unternehmenskultur von oben nach unten, und vor allem für die Erfüllung der Zielvorgaben zuständig sind.

Die Karrierechancen in Industriebetrieben sind aufgrund der starren Regelwerke und der großen Beschäftigungszahlen einerseits schwierig, aber andererseits auch leicht zu erkennen und zu erreichen. Waren in früheren Zeiten Karrieren oft durch ein logisches Nachrücken, wenn die nächste übergeordnete Stelle frei geworden ist, vorprogrammiert, so zählen heute andere Werte und Fähigkeiten. Wenn man in Industriebetrieben Karriere machen will, braucht man Ausdauer, Einfühlungsvermögen und Führungsqualität. Vor allen braucht man ein hohes Verständnis für die Gesetzmäßigkeiten der Industrie wie auch für die Entscheidungsprozesse, denen Industriebetriebe ausgesetzt sind. Entscheidungen ob und wer in der Karriereleiter weiterkommt treffen nicht die direkten Vorgesetzten.

Die oberste Führung von Industriebetrieben wird von Managern und Managerinnen wahrgenommen und nicht von Unternehmern*innen oder von Eigentümer*innen. In großen Organisationen sind auf unterschiedlicher Ebene viele Führungskräfte tätig. Man stelle sich vor, dass jede Idee, jedes Konzept, dass sich Führungskräfte im Middle-Management ausdenken zur Umsetzung kommt, wie instabil und unkalkulierbar große Organisationen wären. Industriebetriebe brauchen auch starke Zulieferbetriebe, und das sind in der Regel KMUs, also auch Handwerksbetriebe mit unterschiedlichen Kompetenzen. Jede große Einheit zerbricht im Laufe der Zeit, wenn die Zulieferbetriebe nicht vorhanden sind oder die Qualität der Zulieferbetriebe den Anforderungen nicht entsprechen. Industriebetriebe sind harte Verhandler und geben die Richtung vor, sie sind i.d.R. aber verlässliche Partner und stehen zu Zusagen und Verträgen. Einige wesentliche Punkte für KMUs in der Zusammenarbeit mit Industriebetrieben ist die Verlässlichkeit, die Pünktlichkeit, die Professionalität und das Qualitätsverständnis in Bezug auf die Projektarbeit, den Schriftverkehr und die Dokumentation. 

Das Learning bzgl. der gesamten Planungsleistung wie auch dem Schnittstellenmanagement mit anderen Professionisten sind für Zulieferbetriebe wertvolle Grundpfeiler.

2. Familienunternehmen

Familienunternehmen sind meistens KMUs und sind im Top Management i.d.R. eigentümergeführt. Familienunternehmen zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass die Unternehmenskultur von einer oder von wenigen Personen aus einer Familie geprägt wird, und, dass Entscheidungen immer mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein getroffen werden, weil es sich immer um eine persönliche Existenzauswirkung und dem Druck einer letztgültigen Verantwortung handelt. Manager aus Industriebetrieben können ihren Job verlieren oder sich jederzeit bei anderen Organisationen bewerben, ohne dabei große Probleme in Kauf nehmen zu müssen.

Unternehmer und Eigentümer haben keinen Hebel, keinen Not Hahn, den sie ggf. umlegen können, sollte etwas Schlimmes passieren oder sollte man sich in eine andere Richtung oder Branche entwickeln wollen.

Jede Enttäuschung, jeder Mitarbeiterverlust, jedes negative Projektergebnis belastet Unternehmer*innen i.d.R. weit mehr als Manager*innen. Trotzdem liegt die Leidenschaft im Gestaltungswillen und dem Bewusstsein, im Gefühl, über das eigene Unternehmen frei entscheiden zu können. Es motiviert Mitarbeiter zu führen, Entscheidungen frei treffen zu können, für Probleme die Verantwortung zu übernehmen und Lösungen zu erarbeiten aber auch Erfolge auf sich und sein Unternehmen zuschreiben zu können. Eine besondere Entwicklung der letzten Jahrzehnte war, dass Kunden, vor allem Industriebetriebe, bei Auftragsvergaben meist die Frage stellen bzw. dahingehend recherchieren, ob der Auftragnehmer Teil eines Konzerns ist oder ob es sich um ein Familienunternehmen mit Geschichte handelt. Eigentümergeführte Unternehmen genießen bei Industrieunternehmen einen viel höheren Stellenwert als Unternehmen, die in Konzerneinfluss stehen. Auch bei Mitarbeitern, die kreativ und innovativ sind und die was gestalten und bewegen wollen, sind Familienunternehmen bevorzugte Arbeitgeber. Das gilt vor allem auch für Menschen, die auf eine persönliche Wertekultur, auf Menschlichkeit, Bodenständigkeit und Beständigkeit besonderen Wert legen. Eigentümergeführte Unternehmen definieren ihre Ziele nach anderen Kriterien und hängen nicht so sehr an glamourösen Businessplänen.

Fazit

In den meisten Fällen liegt der Unterschied dabei nur in der letztgültigen Entscheidungskompetenz.

Frage zur Seite

Wo liegt laut Josef Ortner in den meisten Fällen der Unterschied zwischen einem familiengeführten Unternehmen und einem Industriebetrieb?

In den meisten Fällen liegt der Unterschied dabei nur in der letztgültigen Entscheidungskompetenz.

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